Nicht nur wenn ein Löwe in der Nähe ist entsteht Angst. Ganz allgemein gilt, bei Angst – wenn uns die Freiheit der Wahl abhanden kommt – wird unsere innere Organisation inadäquat oder fehlerhaft, dementsprechend auch unsere Handlungen.
Angst als Störung des Herzens
Was als Angst empfunden wird, ist eine Störung in den Gegenden des Herzens und des Zwerchfells. ‚Da ist mir fast das Herz stehen geblieben‘ ist nur eine von vielen möglichen Versuchen, das Gefühl von Angst mit Worten zu beschreiben.
Angst hemmt
Unter allen Instinkten hemmt nur ein einziger die Bewegung: die Angst. Wenn ein Tier erschrickt, erstarrt es, oder es rennt davon. So oder so, hält es als Erstreaktion immer einen ganz kurzen Moment inne, die allerersten Reaktion auf den angsteinflössenden Reiz.
Dann folgt ein Anhalten des Atems und einer heftigen Kontraktion sämtlicher Beugemuskeln. Der Mensch zieht die Knie ein oder duckt sich oder krümmt den Rücken um die Eingeweide zu schützen und gleichzeitig passiert in den Anti-Schwerkraftmuskeln ein Streckreflex. Es folgen noch eine Reihe anderer Störungen durch das Ansteigen des Adrenalinspiegel, z. B. ein beschleunigter Puls. KEINE Fortbewegung ist möglich, der Mensch fühlt sich wie gelähmt, bevor die erste Reaktion nicht ganz vorüber ist.
Angst vom Baum zu fallen
Ein gewisser Arthur Keith sagt: ‚Die Ansätze zu seiner Haltung und zu seinem Körperverhalten hat der Mensch nicht auf dem Boden sondern auf den Bäumen erworben.‘ So kommt es, dass die angeborene Furcht als die Furcht vor dem Fallen gesehen werden kann. Die nächste Angst ist die vor lauten Geräuschen, vor dem Lärm, mit der gleichen Reaktionskonsequenz wie auf den Reiz des Fallens folgt.
Warum brüllt der Löwe?
Und genau deswegen brüllt ein Löwe, wenn er angreift. Ist ja oberflächlich betrachtet ziemlich paradox; man könnte glauben, dass er sich die Chance unbemerkt zu bleiben damit vertut. Aber, das Gegenteil ist der Fall: das Brüllen löst die gleiche Reaktion wie Angst vor dem Fallen aus – das weiss der Löwe von Haus aus – und, die Beute-Gazelle ist festgenagelt. Und auf der anderen Seite beruhigt sich der Löwe mit seinem Gebrüll auch noch selbst und fährt seinen Adrenalin-Pegel runter. Interessant, was uns die Löwen zeigen: Wer laut brüllt, lässt die anderen erstarren und macht sich selber Mut.
Angst wieder abschütteln
Bei jedem Reflex lassen sich die gleichen Phasen erkennen: die Reaktion, welche die Wirkung aufhebt oder verringert und die Nachwirkung, die die Störung beseitigt – z. B. durch ein Schütteln des Körpers. Auch das ist archaisches Wissen in den Menschen und den Tieren: sich abschüttelt lässt einen die Geschichte vergessen.
Angst verlernen
Gewöhnlich ist jede Muskelkontraktion, wie z. B. auch Kopfweh mit einem Gemütszustand gekoppelt. Aber, so sagt Dr. Moshé Feldenkrais, man kann die inneren Funktionen jenseits der intellektuellen Ebene beherrschen lernen und damit das Angst-Schema am Wiederkommen behindern. Als Folge verbessern sich auch das aufrechte Stehen und Gehen sofort.
Freiheit der Wahl
Angst tritt ein, wenn wir zuinnerst wissen, dass wir keine Wahl haben – keine alternative Handlungsweise.
Ohne die Freiheit der Wahl ist das Leben nicht süß…
Inspiriert wurde dieser Artikel von meiner Neugier die Körperschemata der Angst zu verstehen mit dem Buch ‚Die Entdeckung des Selbstverständlichen‘, Dr. Moshé Feldenkrais (Suhrkamp 1987)